Jugendzirkus Zambaioni hebt in Derendingen ab in luftige Höhen
Zauberhaftes Wolkenland
Seit 19 Jahren begeistert der Tübinger Kinder- und Jugendzirkus Zambaioni mit Artistik und Kleinkunst, die es mit den Größen des Geschäfts gar nicht erst aufnehmen will. Doch gerade das
macht ihn sympathisch.
FILIPP MÜNST
Derendingen. Laut seinem Motto möchte der Kinder- und Jugendzirkus Zambaioni heuer „Hoch hinaus“. Gelandet ist das kleine, bunte Zirkuszelt nach seiner Standortsuche vorerst auf der Alten
Festwiese beim Derendinger Bahnhof. „Ein toller Platz für uns, es kommt echtes Zelt-Feeling auf“, sagt der Vorsitzende Götz Hepting. Nachdem der Zirkus in den letzten Jahren einmal im Frühling bei
Seebronn und einmal im Herbst im Anlagenpark gastierte, sind dieses Mal beide Aufführungswochenenden kurz hintereinander am selben Ort.
Gemäß dem Motto „Hoch hinaus“ spielt die Akrobatik beim Zirkus Zambaioni dieses Mal vor allem unter der Zirkuskuppel. Hier zeigen drei Artistinnen Kunststücke am
Vertikaltuch zu den Klängen von „Stairway to Heaven“ von der Live-Zirkusband.Bild: Sommer
Unter dem Zeltdach heißt es gleich zu Beginn Abschied nehmen: Zwei Weltenbummlerinnen wollen mit dem Fesselballon in die weite Welt starten. Den heiß ersehnten Countdown unterbricht ihre
überfürsorgliche Mutter mehrmals unter Tränen, um noch die letzten Reiseutensilien mitzugeben. Endlich in der Luft währt die Fahrt nicht allzu lange, bis die beiden zu einer Bruchlandung auf einer
Wolke ansetzen müssen. Nun begegnen ihnen allerhand skurrile Luftbewohner, wie jonglierende Sandmännchen, Götterboten auf dem Einrad und übergewichtige Sumo-Ringer.
Getreu dem diesjährigen Motto hat Leiterin Mareike Fichtner viele Artistik-Nummern hoch oben unter dem Zeltdach in ihr Programm mit aufgenommen, zum Beispiel am Vertikalseil und am Trapez. Hinzu
kommen bodenständigere Zirkusklassiker wie Jonglage, Diabolo, Zaubertricks und Keulen, letztere teilweise brennend. Tiere gibt es dagegen keine. „Wir hatten in den Anfangszeiten mal ein Pferd“,
erinnert sich Götz Hepting. Es kamen auch immer wieder Löwen oder Giraffen aus Stoff als Running Gag vor. „Da warten die Leute drauf“, scherzt der Vorsitzende mit einer gewissen Selbstironie.
Zwischen den Artistik-Nummern transportieren die Clowns die Geschichte und das Setting, meist pantomimisch und mit einer gehörigen Portion Slapstick. Wenn ein Möchtegern-Bodybuilder mit
künstlichem Sixpack um die Gunst seiner Angebeteten buhlt oder den asiatischen Kampfsportlern bei den Liegestützen die Wampe im Weg ist, bleibt kein Auge trocken. Das Orchester, in dem sich neben
Eltern und Ehemaligen auch freie Musiker tummeln, begleitet das Geschehen teils beschwingt-jazzig, phasenweise auch ruhig mit Xylophon und Streichern.
Der Zirkus finanziert sich zum allergrößten Teil selbst durch Aufführungen, Bewirtung und Zeltvermietungen. Auch Kinder im Rollstuhl oder mit Down-Syndrom tragen ihren Teil zur Show bei. Dass bei
den artistisch ambitionierten Nummern nicht immer alles klappt, ist angesichts des pädagogischen Konzepts, das Mareike Fichtner verfolgt, nicht schlimm. Neben all dem körperlichem Können, das die
Kinder lernen, bringt sie das Zirkusleben auch charakterlich hoch hinaus.
Die Eintrittskarte ist zugleich Naldo-Ticket
Zambaioni-Premiere ist am Freitag, 19. April, um 18 Uhr, weitere Aufführungen: Samstag 16 Uhr, Sonntag 11 und 15 Uhr sowie am 9., 11. und 12. Mai. Da es rund
um das Zirkuszelt kaum öffentliche Parkplätzegibt, kooperiert der Zirkus mit dem Verkehrsverbund Naldo. Mit einer Eintrittskarte können Besucher kostenlos aus dem ganzen
Verbundgebiet anfahren. Am Bahnhof Derendingen halten die Stadtbuslinien 5 und 16 sowie die Züge der Hohenzollerischen Landesbahn.